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Prolog Amor vor dem Vorhang Der Gott der Liebe Nichts ist eine Bauchlandung des Himmels auf Erden gegen der Erde dereinst himmlischen Schiffbruch. Und in einem menschlichen Theater zu stranden, nachdem man gerade aus einem göttlichen Zirkus herausgeflogen ist, entbehrt auch nicht der Logik. Machen wir also munter weiter mit unserer Narrheit. Mein Stück spielt sowieso immer dort, wo ich bin. Es muss auch nicht jedes mal etwas anderes sein. Es kann ja auch mal dasselbe sein - nur anders. Offenbar macht alles Neue die da oben doch nur eifersüchtig. Und die da unten ungläubig. Lassen wir also alles beim alten. Ich ändere die Weise, ich ändere den Text und bleibe doch der Verfasser. Welch ein Irrtum zu glauben, ein Gott wie ich, Gott Amor, beugte sich dem Auftritts - was sage ich - dem Liebesverbot! Die anderen Personen kommen hinzu Auf dreierlei sollten Sie im folgenden besonders acht geben. Erstens spielt dieses Stück in der Gegenwart, aber zu betrachten ist es mit den Augen der Vergangenheit. Die alte Komödianten-Frage, ob denn die Stücke von damals uns heute noch etwas zu sagen haben, stellt man sich besser umgedreht: Hätten Sie Lust, Ihre Vergangenheit mit unserer Gegenwart zu maskieren?! Zweitens nehmen wir zum Beispiel mich. Ich bin Amor, Eros, Cupido. Daraus folgt, ich bin immer zwei von dreien, oder als der jeweils eine mindestens beide - wie Sie sehen - eine Bombendoppelrolle für zwei Darsteller, wenn ich mich nicht gerade selber spiele. Drittens sind die Herrschaften, die Sie gleich kennen lernen werden,und die ich Ihnen schon einmal vorstellen darf, allesamt „Auch-Ichs“ von mir. Die liebste junge Dame hier ist mit einem Patron von Gatten verheiratet. Sie ist aber auch ein Neffe, ein junger Schäfer und eine Pilgerin. Der liebste junge Herr da ist mit einer Matrone von Gattin verheiratet. Er ist aber auch eine Nichte, eine Nymphe und ein Pilger. Die Bettlerin dort erscheint außer als besagte Gattin auch als Aphrodite und als Schäferin. Der Blinde daneben tritt als der Gatte, als der Kriegsgott Ares und als ein Faun auf. Im Übrigen gilt: Das Alter, von der Liebe verjüngt, lässt die Jugend reifen. Und der Ort bin ich. Und die Zeit bin ich. Und nur eine einzige Regel gibt es - mich. Denn das Spiel bin - ich! Amor, das Kind Psyche an der Hand Glaubt nun ruhig an Eure Apotheose, und daran, daß Ihr in einer zwölfspännigen Kutsche in den siebenten Himmel hinauffahrt. Aber freut Euch dabei nicht zu früh und reibt Euch die Hände über meinen etwaigen Höllensturz. Was immer es den Anschein hat, und das Theater Euch vorgaukelt, traut lieber Euren Augen nicht. Wer könnte sich schon auf einen Gott berufen, außer man wäre selber einer. Ich aber kenne mich selbst nur zu gut, als daß ich mich je auf mich beriefe...
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